Was ist es nur mit diesen normalen Menschen?
Ich fühle mich zunehmend wie eine ausseridische Spezies, die ab und zu auf ein normales Lebenwesen der Sorte Mensch auf diesem Planeten trifft und mal nicht wohlwollend ignoriert wird, sondern sogar angesprochen wird. Nun bin ich ja der Sprache mächtig und kann mit diesem normalen Lebenwesen gut alleine sprechen, es kommt ja sogar ein lebhaftes Gespräch in Gange und alles scheint friedlich und wie geschmiert zu laufen. Kommen dann aber andere Exemplare dieser normalen Menschen hinzu beginnen meine Probleme. Nicht, dass diese normalen Menschen eine Bedrohung für mich wären oder etwa unfreundlich zu mir wären. Die meiste Zeit werde ich zu meiner Erleichterung ignoriert, ein kurzes Hallo und Tschüss ist das Maximum was wir austauschen. Doch trifft dieser mit mir kommunizierende normale Mensch auf diese andere normalen Menschen, die mich ignorieren und schließen diese einen Bund und der kommunizierende Mensch lädt mich dann höftlichst ein mich diesem Bund anzuschließen, so ziehe ich mich schleunigst zurück und sage nein. Warum? Weil ich nicht normal bin.
Dieses Verhalten macht mich nicht per se zu einer einsamen Person, als Podcasterin hänge ich mich mit anderen Podcastern häufiger auf Social Networks und seltener auf Barcamps und Podcastfestivals rum. Aber es isoliert mich unter den normalen Menschen und manchmal kriege ich die Befürchtung ich werde als verrückte Mikrofonlady mit meinen tausend Mikrofonen alleine in meiner schallisolierten Wohnung verenden. Schallisoliert mit Eierkarton, weil das ist effektiv, kostengünstig und verrückt genug bin ich dazu natürlich auch. Ab und zu kriege ich von anderen nicht normalen Menschen den Input doch was dagegen zu tun, es wird sozial erwartet dass man sich auch mit den anderen normalen Menschen verständigt.
Ich kann mich aber nie soweit überzeugen dass ich mitgehe auf diese so genannten soziale Ereignissen wie Pubcrawls, Parties oder Beerpongs. Es würde mich zwar nicht schlagartig töten und sicherlich würde man mich irgendwann – nachdem ich mich ein paar Stunden lang an die Wand gepresst habe – mit einem besonders häßlichen Möbelstück verwechseln, aber kostet es doch meine wertvolle Zeit wo ich stattdessen meine Tausende vonWindschutze ausklopfen könnte!
Doch bin ich jetzt ein zukünftiger Student im höheren Alter und muss mich nun in meiner zukünftigen Studentenstadt um Dach mit einem Haus drunter bemühen. Das macht man heutzutage natürlich über das Internet, was mir als Podcasterin nicht fern ist, was aber mich aber in Schwiergkeiten bringt, ist es den Erstkontakt herzustellen. Denn diese Häuser oder wie es ein Student so schön sagt „WGs“ werden gerne von normalen Menschen bewohnt. Normale Menschen, die eben nicht eine Zucht an wachsenden RSS Feeds halten, sondern lieber Pizza essen und Party machen. Ersteres kann ich zwar auch ganz gut und mache ich auch gerne, aber Zweiteres treibt mir der Angstschweiß auf die Stirn.
Wie soll mich nun diesen Wesen nähern? Soll ich so tun als wäre ich auch einer dieser normalen Menschen und mir den Mut antrinken damit ich dann bei einer ersten Beschnupperung mit voller Überzeugung von mir geben kann, dass ich trinken kann bis der Arzt kommt und ich es liebe mir die Nächte statt die Kopfhörer um die Ohren zu schlagen?
Oder bin ich so ehrlich und gebe meine Existenz als verschrobene Podcasterin zu, die bewaffnend mit ihrem Rekorder durch die Stadt läuft und scheinbar für jeden Außenstehenden doch offensichtlich nur mit sich selbst redet?
Ich versuche momentan eine charmante Balance zu fahren: ich bin cool und unkompliziert, aber schreibe immer nur Sorge schon mal hin dass ich leider keine Partymaus bin. Weil grau steht mir persönlich nicht, sondern nur meinen Mikrofonen. Aber das Problem bleibt: was ist es nur mit diesen normalen Menschen? Und bin ich eigentlich die Einzige 27-jährige Singlefrau, die ernsthaft ein Essensdate mit einer zukünftigen Musikerin, einem gutaussehenden Softwareentwickler und charmant klingenden Australier sausen lässt nur um diesen Text zu verfassen?
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