Heute ist so ein Tag, da bin ich ein a little under the weather.
Oder vielleicht eher unter meiner cloud of misery.
Ich bin aufgewacht und der erste Schock, als mich mein Ex-Freund fragte ob ich auf seine Kreditkarte was bei Airbnb gebucht habe. Was ich hatte, wenn auch total im Versehen. Ich hatte nicht mitgekriegt, dass seine Kreditkarte noch in meinem Profil gespeichert war.
Leider hatte er zudem Zeitpunkt schon Airbnb kontaktiert und faselte was von „hoffentlich kriegen sie dich nicht dran wegen Kreditkartenbetrug.“ Puls auf 250. Ich machte mir zwar weniger Gedanken wegen rechtlichen Konsequenzen – das war einfach nur ein Versehen und ich hab ihm den Betrag zurücküberwiesen – sondern eher dass sie mir meinen Account sperren. Und meine Reservierung flöten geht, die ich gerade noch so gekriegt habe. Eine kleine Wohnung für mich alleine, ganze fünf Tage in Santa Cruz in Teneriffa. Für billige 25 Euro die Nacht, das ist zwar eigentlich zuviel für mein Spanienbudget aber wars mir wert. Weil die ersten fünf Nächte übernachte ich in einem gemischten Sechserschlafsaal in einem Hostel in einem Dorf in Südteneriffa. Da habe ich zwar sicherlich meine Ruhe – und paar schnarchende Männer im Raum – aber das wollte ich mir nicht ganze zehn Tage antun. Da aber Januar die Hauptsaison in Teneriffa ist, war das mit Alternativen gar nicht so leicht zu finden und ich war so dankbar als ich das Airbnb gekriegt habe. Ich kann an dieser Stelle aber Entwarnung geben, es hat sich alles wieder geklärt.
Also eifrig Netbook hervorgeholt, erstmal das Geld überweisen wollen an den Ex, dabei rausgefunden dass ich wohl schon seit einige Tagen kein Netz mehr hatte. Also Smartphone ein und ausgewählt aus dem Mobilnetz und plötzlich hatte ich einen Schwung an SMS und auch einen Anruf auf der Mailbox. Dann erstmal da angerufen, Mailboxgeheimnummer war falsch. Neue zugeschickt bekommen, die erstmal falsch eingegeben. Nochmal aufgehängt, nochmal angerufen. Rausgefunden das die Nachricht mich schon per E-Mail hatte, pff alles okay.
Diese ganze Aktion hat mir genau 4 Euro verbraten. Und ich dachte ich käme mal umso ne ganze Aktion rum, aber gut deswegen hatte ich ja das Guthabena aufgehalten. Ich darf also wieder mal dankbar sein für Prepaid. An diesem Zeitpunkt dachte ich dann, gut du hast schon alles hervorgekramt, dann buchen wir doch mal den Flug zurück von Spanien nach Düsseldorf. Geguckt, einen preiswerten Flug ab Malaga gefunden und dann erstmal bei der RheinMain Fachhochschule in Wiesbaden nochmal die Einschreibungstermine nachgeschaut – und ja, die haben die einfach von Ende Februar auf 9. Feburar geschoben!
Das ist an sich nicht schlimm, weil ich Gott sei Dank noch keine feste Pläne nach Teneriffa habe ausser die zwei Nächte in Madrid Mitte Januar, der Rest ist ja absichtlich noch nicht gebucht. Für mich bedeutet das jetzt nur letztendlich, dass ich halt flexibler sein muss. Ergo wenn die Bestätigung halt dann da ist – ich denke mal so Ende Januar, Anfang Februar – dann muss ich halt ziemlich schnell einen Flug buchen und meinen Arsch nach Wiesbaden bringen. Und zwischenzeitlich halt alle Orginaledokumente wie das Abitur mit mir durch Spanien tragen. Eigentlich alles machbar.
Das sah leider das Paniktier in mir anders.
Und so geht es geht mir halt manchmal. Gerade in den letzten Tage merke ich wie meine anfängliche Flexibilität – zufälligerweise spielt Spotify gerade „Caledonia“ um Janes Willen ich fange gleich an zu heulen – langsam schwindet und mit einer Reisemüdigkeit ersetzt wird.
Ich habe zwar immer noch dieses Schuldgefühl: du bist doch jetzt hier, entdecke das jetzt, mache was Produktives, Fotos, Fotos, Fotos! Aber was nützt mir das wenn ich mental abschalte? Nichts. Ich stresse mich, zwinge mich zu was und dann?
Ich habe mich letztendlich gezwungen nach draußen zu gehen, was auch notwendig war. Das Hostelbett ist in einem engen dunklen Raum, das tut mir nicht gut wenn mein Tag schon so anfängt. Also raus, den Hollywoodboulevard entlang, da schnell wieder runter weil es gibt mir einfach zuviele Verrückte dort und die alle so offensiv amerikanisch sind. Jetzt bin ich mit meinem Metrotagesticket nach Santa Monica gefahren und hier habe ich das erste Mal meine – nennen wir es „Dinerscheu“ – überwunden und bin in ein richtiges Diner gegangen und hatte ein Grilled Sandwich mit Fritten und Kaffee. Und ja, das hat es so sehr gebraucht. Aah, plötzlich ging es mir ein bisschen besser. Zwar nicht wesentlich wacher, aber ich nehme mal an es hat irgendwelche Belohnungszellen in meinem Hirn aktiviert.
Mittlerweile bin ich in das nächstgelegene Starbucks gezogen und schreibe gerade an diesem Text. Ich will gar nicht wissen wie oft ich hier in den USA im Starbucks war. Zuooft, aber zum Schreiben und zum Podcast schneiden sind so Kaffeehäuser einfach die beste Alternative. Zudem hat Starbucks auch echt passabels Wlan. Und über solche Tage zu schreiben hilft mir immens.
Aber um es auf den Punkt zu bringen: solche Tage gibt es. Das ist nun mal so und ich muss mich eben von diesem Gedanken lösen, dass ich nonstop zu funktionieren habe. Vielleicht ist ein Reisekoller, ein USAkoller – ich weiß es nicht genau. Es ist vermutlich Beides in einem. Ich merke auch dass jetzt nach fast drei Wochen USA es langsam echt genug ist. Meine Toleranz mitten in der Straße angesprochen zu werden, mit zu kriegen wie sie sich hier gegenseitig anmotzen – die ist einfach wieder gegen Null. Diese ewige „How are you?“ ohne dass man das wirklich wissen will wie es einem geht. Ich weiß viele nehmen das als oberflächlich wahr. Ich denke nicht dass es das ist; es ist halt einfach die amerikanische Mentalität und Verständnis von Höflichkeit.
Ich bin aber so europäisch, dass ich einfach da nicht reinpasse. Aber das hat mich schon irgendwo geheilt von diesem Gedanken dieses große Land namens USA und seinen Möglichkeiten gesehen zu haben um zu wissen, dass ich hierhin einfach nicht passe.
Es war sicherlich schön mal keinen Winter zu erleben und vermutlich mehr Vitamin D getankt zu haben als den ganzen Sommer in Deutschland durch, aber trotzdem. Ich bin dankbar dem Land am nächsten Montag den Rücken zuzudrehen.
Es ist wirklich nicht schlimm, dass ich mich nun früher meinen Hintern zurück nach Deutschland verfrachten muss im Februar um in Wiesbaden einzuschreiben. In meinen ruhigen, rationalen Momenten weiss ich auch, dass ich es schaffe es in diesen Studiengang zu kommen trotz dem NC. Das es alles distanziert und sachlich gesehen durchaus möglich ist, sogar sehr gut möglich ist. Nur habe ich dieses kleine Monster – oder ist es eher eine kopflose Henne? – in mir dass in solchen Momenten einfach durchkommt und Radau macht.
Es ist sogar soweit so gut, dass ich mit meiner verfrühten Rückkehr einen Grund habe doch noch ausführlich nach England und vor allem Nordengland/Schottland zu gehen. Damit wären wir wieder bei Caledonia. Was ich vermisse ich diese kleine Land mit seinen grassgrünen sanften Hügeln, die mich an schlafende Riesen erinnern, dem Scheisswetter dass ich selbst so gar nicht scheisse finde, den besten Sandwiches der Welt und überhaupt – dieser Akzent!
Es wird zwar gerade in Schottland im Februar / Anfang März übelstes kaltes Regenwettter sein, aber was solls. Ich bin tatsächlich in einem so schlimmen Zustand der Anglophilie, dass es mir tatsächlich egal ist. Dass ich so vieles tun würde um einfach dorthin zu reisen und es auch massiv romantisiere in diesem Text. Obwohl meine Liebe durchaus echt ist. Nicht sehr rational, aber durchaus echt und von Herzen.
Das ist auch der Grund warum ich bei Lieder Caledonia auch schon mal spontan einen Heulkrampf kriege. Aber das habe ich schon mal bekommen als ich eines Tages die halbleere Tetleypackung gefunden habe und ich über so wenig Tee doch übermässig emotional wurde. Ich bin mittlerweile so häufig in Grossbrittanien wie ich in der Schweiz bin. Und ja, ich fühle ich mich sogar ein bisschen schlecht dabei, es ist aber leider wahr. Meine Familie wird es nur zu gern bestätigen.
Ich schließe aber diesen überlangen Blogeintrag. Ich muss aufhören Caledonia in Dauerschleife zu hören – ich verlinke es euch aber – weil es wird nun doch arg melodramatisch. Gut, das sind wir wiederum von mir wohl langsam gewöhnt. Ach verdammt, wann ist es nochmal Zeit für die guten Vorsätze?
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